Lost in Train

Während unseres Kurztripps mit Zug und Klapprad in die Schweiz, ist es mir durch haarsträubende Dummheit gelungen, meinen zehnjährigen Sohn im Zug zu verlieren. Das kam so:

Bahnhof Aarau

Wir hatten gerade unsere Klappräder in den Regionalexpress von Züri nach Aarau gepackt und einen Platz gefunden. Ich schaue auf die Anzeigetafel im Zug, dort steht 16:58.

Ich denke mir prima, noch 20 Minuten bis zur Abfahrt und spring noch kurz zum Automaten am Bahnsteig, um eine Cola zu holen. Als ich mich mit der Cola in der Hand umdrehe, fährt gerade der Zug ab. 16:58 war die geplante Ankunft in Lenzburg.

Ich bin zum Tiefbahnhof gerannt, habe während des Laufens Tante Google angebrüllt, sie möge mir die Notfallhotline der SBB nennen und kurz darauf mit einer total netten Frau Lauerer telefoniert. Die meinte, ich müsste keine Panik haben, sie mache das fünfmal am Tag, wollte eine detaillierte Beschreibung meines Sohnes und hat dann die Kantonspolizei in Aarau informiert.

Währenddessen hatte mein Kleiner im Zug einen Fahrgast überredet, mich anzurufen. Damit der das konnte, war ein anderer Fahrgast so nett, sein Handy soweit aufzuladen, dass er die Nummer nachsehen konnte. Ich konnte mit ihm sprechen. Er war total cool, ich total stolz auf ihn deswegen und ich habe ihm erzählt, dass in Aarau die Polizei auf ihn wartet.

Während ich im Intercity saß, hat mich kurz nach Züri die Kantonspolizei angerufen. Mit meinem Sohn wäre alles in bester Ordnung, der würde gerade mit seinen beiden Polizistinnen schäkern, hat der nette Herr gemeint.

Kurz drauf war ich auch in Aarau und auf dem Bahnhofsvorplatz standen zwei Klappräder, ein glückliches Kind mit zwei Kantonspolizei-Aargau-Armbändern und zwei total nette Polizistinnen.

Im Intercity war da kurz der Gedanke, was wichtig ist im Leben. Dass ich natürlicherweise die böse Stiefmutter anrufen sollte, um mein Kind zu retten. Dass ich das aber gerade nicht kann, weil die wieder alle Kanäle dicht gemacht hat.